Bearbeiten von „Platz des unbekannten Deserteurs“
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[[Datei:Tübingen - Platz des unbekannten Deserteurs - Zusatzschild vom Mai 2021.jpg|mini|Das neue Zusatzschild seit dem 8. Mai 2021 (zum Vergrößern anklicken)]] | [[Datei:Tübingen - Platz des unbekannten Deserteurs - Zusatzschild vom Mai 2021.jpg|mini|Das neue Zusatzschild seit dem 8. Mai 2021 (zum Vergrößern anklicken)]] | ||
[[Datei:2017-boules-deserteursplatz.jpg|mini|Boulesspiel auf dem Deserteursplatz]] | [[Datei:2017-boules-deserteursplatz.jpg|mini|Boulesspiel auf dem Deserteursplatz]] | ||
[[Bild:EinweihungPlatzdes unbekanntDeserteurs2.jpg|mini|[[Oberbürgermeister]] [[Boris Palmer]] und Susa Hübel vom [[Forum Französisches Viertel]] bei der Ansprache zur Namensverleihung | [[Bild:EinweihungPlatzdes unbekanntDeserteurs2.jpg|mini|[[Oberbürgermeister]] [[Boris Palmer]] und Susa Hübel vom [[Forum Französisches Viertel]] bei der Ansprache zur Namensverleihung]] | ||
[[Bild:Platz_ohne_Namen.jpg|mini|Blick von Südwesten auf den Platz (Juli 2008)]] | [[Bild:Platz_ohne_Namen.jpg|mini|Blick von Südwesten auf den Platz (Juli 2008)]] | ||
[[Bild:Platz_des_unbekannten-Winter.jpg|mini|Blick von Südwesten (November 2010)]] | [[Bild:Platz_des_unbekannten-Winter.jpg|mini|Blick von Südwesten (November 2010)]] | ||
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Laut den Sterbeurkunden die das Standesamt Tübingen auf Wunsch der Angehörigen nach [[Kriegsende]] ausgestellt hat wurden die beiden Soldaten am 7. Februar 1945 um 8.00 Uhr (Tafel) und 8.02 Uhr (Geier) in der [[Hindenburg-Kaserne]] erschossen. Sie wurden anschließend nicht auf dem für Kriegsopfer vorgesehenen [[Bergfriedhof]] bestattet sondern auf dem [[Friedhof Lustnau]]. Dies entsprach einer Verordnung der Wehrmacht, nach der hingerichtete Soldaten und Selbstmörder abseits von den anderen Soldaten zu bestatten waren. Vom [[Friedhof Lustnau]] wurden die Gebeine später auf die Heimat-Friedhöfe in Ehningen und Stockach überführt (am 23. November 1945 Gustav Tafel; [[1948]] Alfred Geier). Die Namen der beiden wurden in den Gemeinden auf den Kriegsgedenktafeln vermerkt. In Ehningen geschah dies erst nachträglich bis ca. 1965. Heute gehört in beiden Orten das namentliche Gedenken an Gustav Tafel und Alfred Geier zur öffentlichen Erinnerung an die Weltkriegstoten.<ref name="veranstaltung"></ref> | Laut den Sterbeurkunden die das Standesamt Tübingen auf Wunsch der Angehörigen nach [[Kriegsende]] ausgestellt hat wurden die beiden Soldaten am 7. Februar 1945 um 8.00 Uhr (Tafel) und 8.02 Uhr (Geier) in der [[Hindenburg-Kaserne]] erschossen. Sie wurden anschließend nicht auf dem für Kriegsopfer vorgesehenen [[Bergfriedhof]] bestattet sondern auf dem [[Friedhof Lustnau]]. Dies entsprach einer Verordnung der Wehrmacht, nach der hingerichtete Soldaten und Selbstmörder abseits von den anderen Soldaten zu bestatten waren. Vom [[Friedhof Lustnau]] wurden die Gebeine später auf die Heimat-Friedhöfe in Ehningen und Stockach überführt (am 23. November 1945 Gustav Tafel; [[1948]] Alfred Geier). Die Namen der beiden wurden in den Gemeinden auf den Kriegsgedenktafeln vermerkt. In Ehningen geschah dies erst nachträglich bis ca. 1965. Heute gehört in beiden Orten das namentliche Gedenken an Gustav Tafel und Alfred Geier zur öffentlichen Erinnerung an die Weltkriegstoten.<ref name="veranstaltung"></ref> | ||
Am 8. Mai [[2021]] wurde ein neues Zusatzschild mit den Namen der hingerichteten auf einer kleinen Veranstaltung mit Reden von Krishna Sara Helmle (Stadträtin der Fraktion AL/Grüne und Mitglied im [[Forum Französisches Viertel]]), Dagmar Waizenegger (Leiterin des städtischen Fachbereichs Kunst und Kultur) und Stadtarchivar [[Udo Rauch]] enthüllt. Die Rede der Stadträtin | Am 8. Mai [[2021]] wurde ein neues Zusatzschild mit den Namen der hingerichteten auf einer kleinen Veranstaltung mit Reden von Krishna Sara Helmle (Stadträtin der Fraktion AL/Grüne und Mitglied im [[Forum Französisches Viertel]]), Dagmar Waizenegger (Leiterin des städtischen Fachbereichs Kunst und Kultur) und Stadtarchivar [[Udo Rauch]] enthüllt. Die Rede der Stadträtin Helme und der erschütternde Bericht des Pfarrers Karl Weikmann sind [[Platz_des_unbekannten_Deserteurs#Reden von zur Einweihung des neuen Schilds am Platz des Unbekannten Deserteurs am 8.05.2021 (bitte nicht ändern)|weiter unten auf dieser Seite]]. [[Thomas Maos]] (Gitarrist und Bewohner des Viertels) begleitete die Veranstaltung mit Gitarrenmusik. | ||
== Lage == | == Lage == | ||
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und von [[Oberbürgermeister]] [[Boris Palmer]] den Namen "Platz des unbekannten Deserteurs" | und von [[Oberbürgermeister]] [[Boris Palmer]] den Namen "Platz des unbekannten Deserteurs" | ||
verliehen bekommen. Susa Hübel vom [[Forum Französisches Viertel]] hatte sich für diesen Namen eingesetzt und hielt eine Rede (hier klicken: [[Reden zur Platzbenennung am Platz des unbekannten Deserteurs am 21.10.2008|Reden im Wortlaut]]), in der sie die Gründe und das Zustandekommen des Namens-Vorschlags im Viertel erläuterte. | verliehen bekommen. Susa Hübel vom [[Forum Französisches Viertel]] hatte sich für diesen Namen eingesetzt und hielt eine Rede (hier klicken: [[Reden zur Platzbenennung am Platz des unbekannten Deserteurs am 21.10.2008|Reden im Wortlaut]]), in der sie die Gründe und das Zustandekommen des Namens-Vorschlags im Viertel erläuterte. | ||
== Blick aus der Luft == | |||
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===Udo Rauch=== | ===Udo Rauch=== | ||
{{Zitat|[der Hinrichtung von [[Eugen Bolz]] am [[23. Januar]] 1945 sollte] „Ein zweites erschütterndes Erlebnis ... bald folgen. Am Abend des 7. Februar [1945] | {{Zitat|[der Hinrichtung von [[Eugen Bolz]] am [[23. Januar]] 1945 sollte] „Ein zweites erschütterndes Erlebnis ... bald folgen. Am Abend des 7. Februar [1945] wurde dem Stadtpfarrer telefoniert, dass er am anderen Morgen einer Hinrichtung assistieren sollte. Früh um 4 Uhr fuhr er mit dem evangelischen Kollegen Schaal im offenen Pferdewagen in die Reutlinger Kaserne. Um 5 Uhr wurden die beiden Delinquenten mit Handfesseln dem Kriegsgerichtsrat vorgeführt, der ihnen eröffnete, dass ihr Gnadengesuch abgelehnt sei und dass um 8 Uhr die Hinrichtung stattfinde. Mit zitternder Hand unterschrieben sie das Todesurteil. | ||
Der eine, ein 35-jähriger evangelischer Familienvater [namens Gustav Tafel aus | Der eine, ein 35-jähriger evangelischer Familienvater [namens Gustav Tafel aus Eningen], hatte den Urlaub überschritten (wie viele Tausende hätte man da auch erschießen müssen?). Der andere war ein 21-jähriger katholischer Metzgergeselle [namens Alfred Geier aus Überlingen]der, obwohl er schon das Verwundetenabzeichen trug, sich eine kleine Verstümmelung an der Hand beigebracht hatte. | ||
Dann gingen die Geistlichen mit den Verurteilten in ihre Zelle. Der evangelische Mann zitterte so sehr, dass Stadtpfarrer Schaal nichts mit ihm anfangen konnte und schließlich zu den Offizieren ging, um das angebotene Frühstück einzunehmen. | Dann gingen die Geistlichen mit den Verurteilten in ihre Zelle. Der evangelische Mann zitterte so sehr, dass Stadtpfarrer Schaal nichts mit ihm anfangen konnte und schließlich zu den Offizieren ging, um das angebotene Frühstück einzunehmen. | ||
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Es waren noch sieben andere zum Tod verurteilte in der Kaserne. Wir warteten täglich auf den Telefonanruf. Es erfolgte aber nichts. Wahrscheinlich haben die Herren es sich doch noch anders überlegt - vor allem aus Selbsterhaltungstrieb im Blick auf den nahendem Zusammenbruch.“ | Es waren noch sieben andere zum Tod verurteilte in der Kaserne. Wir warteten täglich auf den Telefonanruf. Es erfolgte aber nichts. Wahrscheinlich haben die Herren es sich doch noch anders überlegt - vor allem aus Selbsterhaltungstrieb im Blick auf den nahendem Zusammenbruch.“ | ||
|Handschriftliches Manuskript in der Pfarrchronik St. Johannes, über weite Teile verfasst von Pfarrer Karl Weikmann (*[[1899]] - †[[1946]]), vorgelesen von Udo Rauch (Stadtarchivar)}} | |Handschriftliches Manuskript in der Pfarrchronik St. Johannes, über weite Teile verfasst von Pfarrer Karl Weikmann (*[[1899]] - †[[1946]]), vorgelesen von Udo Rauch (Stadtarchivar)}} | ||