Lustnauer Tor
Das Lustnauer Tor war ursprünglich eines der fünf Stadttore der alten Stadtmauer Tübingens. Es war das wichtigste Tor, weil es den Weg nicht nur in Richtung Lustnau, sondern vor allem zur Hauptstadt Württembergs, Stuttgart, ermöglichte.
Bereits im 18. Jahrhundert entstand vor dem Tor am Anfang der Straße nach Stuttgart ein Vorplatz. Nachdem das Tor 1829 abgebrochen worden war, hat sich die Bezeichnung erhalten. Umgangssprachlich wird sie in Bezug auf den früheren Vorplatz verwendet, der im Laufe der Zeit zu einem Platz am Rande der Altstadt wurde, an dem sich mehrere Straßen kreuzen. Offiziell heißt der Platz Am Lustnauer Tor. Unter anderem fängt hier die im 19. Jahrhundert auf dem Weg nach Lustnau angelegte Ausfallstraße Wilhelmstraße an.
Lage
Das alte Stadttor lag in etwa dort, wo heute die Fußgängerampel über die Neue Straße führt. Eine Steintafel am Schimpfhaus erinnert daran. Auf dem Platz laufen Pfleghofstraße, Neue Straße, Österbergstraße, Doblerstraße zusammen,die Wilhelmstraße geht in die Mühlstraße über.
Die Stadtpläne zeigen die Entwicklung des Torvorplatzes zur wichtigen Kreuzung.
Geschichte
Das Stadttor wurde im Spätmittelalter gebaut. 1829, als der Verkehr zugenommen hatte, wurde der Abbruch beschlossen. Um Kosten zu vermeiden, verkaufte die Stadt das Tor an den Medizinprofessor Autenrieth, der die guten Steine als Baumaterial für sein Wohnhaus nutzen konnte, das er unmittelbar daneben baute (heutiges Schimpfhaus, umgebaut 1903). Im Haus daneben, Ecke Grabenstraße, wohnte später der Komponist Friedrich Silcher. Dieses Gebäude wurde in den 1950er Jahren wegen der Verbreiterung der Kreuzung mit der Grabenstraße (heute Am Stadtgraben) abgebrochen.
1885-87 wurden mehrere Gebäude abgerissen (u.a. das alte Dekanatsgebäude, sowie südlich davon im engen Mühlgraben die Getreidemühle, Walkmühle und Neue Mühle), um Raum für die neueingerichtete Mühlstraße zu schaffen.
Was hier ist
- Hausnummer 1 (Schimpfhaus)
- Deutsche Bank – Investment & FinanzCenter
- Fritz Schimpf – Schreibwaren, Bürobedarf, Geschenkartikel
- Hausnummern 2 und 3
- Kreissparkasse – ImmobilienCentrum (Nr. 2) und Filiale (Nr. 3)
- Hausnummer 4
- Ina Apotheke
- Esszimmer, Imbiss und Café
- Frauenarzt Dr. Alexander Marmé
- Hausnummer 5
- Bäckerei Gehr, Filiale (früher Blumen Endriß)
- Hausnummer 6
- Schuhhaus Frauendiener
- Hausnummer 7
- Buchhandlung Gastl
- Hausnummer 8
- Wurstküche mit der Kellerkneipe s'Urige
- Hausnummer 9
- Salam, arabischer Imbiss
Historische Ansichten
Links zweigt die Österbergstraße ab, die Doblerstraße ist noch nicht vorhanden. Ansicht von 1885, vor dem Durchbruch zur Mühlstraße.
Wohnhaus Friedrich Silchers, Wilhelmstraße 1 (Mitte) und das Haus des Mediziners Autenrieth (links), beide nicht erhalten, 1890
Stadtmauerrest hinter dem heutigen Schimpfhaus, 1902
Lustnauer Tor, 1902, Aufnahme von der Stelle des abgerissenen Autenrieth-Hauses aus, vor dem Neubau des Schimpfhauses
Lustnauer Tor, Stadtplan von 1876
Lustnauer Tor (Lithographie von Ludwig August Helvig)