Claus Jönsson

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Claus Jönsson (* 26. Mai 1930 in Berlin-Charlottenburg; † 25. August 2024 in Tübingen[1]) war ein deutscher Physiker, der von 1978 bis 1995 als Professor am Institut für angewandte Physik der Tübinger Universität tätig war.

Biographisches

Claus Jönsson ist in Berlin-Charlottenburg 1930 geboren und in einer nördlichen Vorstadt von Hamburg aufgewachsen. Als er 1953 zum Studium der Physik nach Tübingen kam, hatte die Universität etwa 4000 Studenten. Schon 1953 gab es ein Wohnungsproblem für die Studierenden, so dass Claus Jönsson ein Zimmer in der 12 km entfernten Bischofsstadt Rottenburg am Neckar mieten musste.

Das "schönste Experiment aller Zeiten"

Ergebnis des Elektronen-Doppelspalt-Experiments von 1959

Im Rahmen seiner Dissertation, die von Prof. Gottfried Möllenstedt betreut wurde, gelang ihm 1959 in den Räumen der so genannten alten Physik in der Nauklerstraße ein Experiment, das 2002 von dem Physik-Fachblatt "Physics World" der englischen physikalischen Gesellschaft zum "schönsten Experiment aller Zeiten" gewählt wurde.[2]

Das Experiment machte erstmals die Interferenz von Elektronen am Doppelspalt sichtbar - 1802 war das bereits für Lichtteilchen bzw. -wellen gemacht worden - und ist von zentraler Bedeutung für das Verständnis der Quantenmechanik. Dieses Experiment galt lange Zeit als nicht machbar. Es gilt zugleich als ein Pionierwerk der Nanotechnologie.[3]


[..] Es war sicher eine Glück, dass Claus Jönsson dieses Experiment in seiner Doktorarbeit bei Prof. Dr. Möllenstedt angegangen ist. Möllenstedt galt als deutscher Papst und Pionier der Interferometrie und Lithographie mit Elektronen. In seinem Institut war es möglich Feinspalte mit ca 0,5 μm Spaltbreite und Elektronenstrahlen höchster Präzision herzustellen und durch elektrostatische oder magnetische Linsen sehr fein zu fokussieren.

Nur daher konnte Jönsson schon 1959 dieses damals grenzwertige Experiment gelingen. Elektronen galten lange als geladene Kugeln. Erst die Quantenmechanik zeigte, dass sie auch Wellennatur haben. Spektakulär war ein Experiment von Jönsson, bei dem er die Intensität des Elektronenstrahls so erniedrigte, so dass garantiert nur ein Elektron jeweils in der Apparatur war. Dennoch entstand das Interferenzmuster des Doppelspalts. Das eine Elektron musste also gleichzeitig durch beide Spalten gehen, um die Interferenzfigur zu erzeugen.

Nach vielen durchwachten Nächten sah er eines morgens die gesuchten Interferenzstreifen. Er rief als Zeugen einen anderen Doktoranden W. Dietrich, der auch die Nacht durchwacht hatte. Der kam, sah und rief: „Do sen se jo de Stroife.“ (Oder: „Veni, vidi, vici.“ wie es Caesar formuliert hätte. Doch auf Schwäbisch klingt es angemessener.)

aus "Claus Jönsson - ein Nachruf von Amand Faessler, Email an Tüpedia-Autor Abilus


Literatur

Amand Fäßler / Claus Jönsson (Hg.): Die Top Ten der schönsten physikalischen Experimente (ISBN 3-499-61628-9)

Absteigend nach Anzahl der Stimmen wurden gewählt: 1. Das Doppelspaltexperiment mit Elektronen. (Claus Jönsson, 1959 Tübingen). 2. Galileo´s Experiment der fallenden Körper. (Galileo Galilei, um 1600 Padua und Pisa.) 3. Millikan´s Öltröpfchen-Experiment zur Bestimmung der Elementarladung. (Robert Andrews Millikan, 1910, Pasadena). 4. Newton´s Zerlegung des Sonnenlichts in die Spektralfarben des Regenbogens mit einem Prisma (Isaak Newton um 1666, Cambridge und London). 5. Young´s Interferenz-Experiment mit Licht (Thomas Young um 1800 , London). 6. Cavendish´s Torsions-Experiment zur Messung der Erdmasse und der Gravitationskonstanten (Henry Cavendish, um 1797, London.). 7. Eratosthenes´s Messung des Erdumfangs (Eratosthenes, dritter Direktor der Bibliothek in Alexandria, um 220 vor Christus.). 8. Galileo´s Experiment mit rollenden Kugeln auf schiefer Ebene (Galileo Galilei um 1600 Padua). 9. Rutherford´s Entdeckung des Atomkerns mit dem Geiger-Marsden-Experiment mit Alpha-Teilchen-Streuung am Atom. (Ernest Rutherford 1911, Manchester). 10. Foucault-Pendel zum Nachweis der Rotation der Erde (Léon Foucault, 1851 Paris).