Hans Herb
Hans Herb (* 18. Juli 1931 Tübingen, † 20. Februar 2009) war gelernter Drogist und Mitbegründer der Partei Die Grünen in Tübingen.
Geschichte
Hans Herb (von Tübingern liebevoll der lange Hans genannt) war der Inhaber der ehemaligen Kolonialwaren und Medizinaldrogerie Müller & Co in der Kirchgasse 10, unweit von der Stiftskirche entfernt. Der gebürtige Tübinger gehörte in seiner Jugend mit den Architekten Wolfgang Oed und Heinrich Niemeyer zu dem Freundeskreis um den schwäbischen Dichter (und ehemaligen Tagblatt-Redakteur) Fritz Holder. Niemeyer baute für Herb und seine Familie in den 1960ern in der unteren Neckarhalde eines seiner ersten, damals ungewöhnlichen Häuser.
Die schon im Jahre 1878 von Otto Kappis gegründete Drogerie in der damals so benannten Neckarstraße, Ecke Clinicumsgasse, wurde um 1900 von Jakob Müller (1862-1922) genannt Kappis-Müller, erworben. 1900 wurde ihm vom Württembergischen Hof der Titel eines Königlichen Hoflieferanten verliehen. Im Jahre 1922 übernahm der studierte Chemiker Eugen Roman Herb (1888-1963) - der die Stieftochter Jakob Müllers, Helene Bertha Katharina Herb, geb. Schulden (1900 -1990) heiratete, die Drogerie.
Ab dann trug diese den Namen Müller & Co, Inhaber Eugen Herb. Aus der Ehe kamen 3 Söhne, 1931 der jüngste Sohn Hans Werner Herb zur Welt. Seine Ausbildung zum Drogisten machte Hans Herb bei seinem Vater. Bis zu seinem Tod, 1963, führte Eugen Herb die Geschäfte der Drogerie Müller & Co.
1966 zog Hans Herb nach Anteilsabwicklung des Geschäftshauses Neckargasse mit der von ihm übernommen Drogerie, dem ursprünglichem Inventar aus dem Gründungsjahr 1878 in Apothekermöbeln, Glasvitrinen, Originalbehältnissen aus Glas, Keramik, Holz - in die neue Geschäftshausadresse Kirchgasse 10 um. Die seit ca.1870 originale Geschäftsform Drogerie, wich ab Ende der 1960-iger Jahre - v. a. durch schleichenden Umsatzrückgang in dieser Geschäftsform - dem neu aufkommenden Geschäftsmodell Drogeriemarkt, mehr und mehr. Das vielfältige Wissen des Drogisten in Drogen- und Kräuterkunde, das fundierte Studium der Chemie und Alchemie als Berufsgrundlage verschwand in diesem ehemals anspruchsvollen Ausbildungsberuf bis heute vollständig.
Die letzten 3 Jahrzehnte der Drogerie Müller & Co bis zur Schließung 2009: "ein Gruschtladen mit Museumsreife" von Hans Herb selbst so benannt - war übersäht mit Fläschchen, Dosen, Pülverchen, Essenzen und Chemikalien. Hans Herb selbst war ein Original, der alles findet und offenbar auch alles hatte. (siehe Weblinks)
Hans Herb war Friedensaktivist und Mitbegründer der Tübinger Grünen. 1979 wurde er in die erste, fünfköpfige grüne Kreistagsfraktion gewählt. Zehn Jahre gehörte er dem Gremium an. 2003 war das 125-jährige Gründungsjubiläum der Drogerie Müller & Co.
Dokumentation
2006 produzierte das SWR-Fernsehen unter dem Titel: "Seife, Puder, Mäusetod: Die Geschichte der Drogerie Müller & Co" eine Dokumentation über Hans Herb und seinen Laden.
Aus dem Tübinger Stadtbild war Hans Herb hinter den prallgefüllten Regalen in seinem Laden sitzend, nicht wegzudenken. Er verstarb unerwartet im Februar 2009, kurz nach seinem Bruder Helmut Herb, Drogistengehilfe (* 1929, † 2008), der mit ihm bis 2004 im Laden präsent war.
Abschied vom "langen Hans" und seiner Drogerie Müller & Co
Am 16. September 2009, gab es in der "Drogerie Müller & Co" eine Gedenkfeier mit Rezitation, Musik und Begegnungen im Gedenken an Hans Herb.
Mitwirkende:
- Helene Herb [1], Lyrik & Rezitation
- Bernhard Hurm, Theater Lindenhof Melchingen, Rezitation
- Christian Holder, Musik
Presseartikel zur Veranstaltung http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/tuebingen_artikel,-Boot-vorm-Kamin-getrocknet-_arid,77855.html
Bildergalerie
Die Drogerie 2009
Einzelhinweise
Weblinks
- Drei 360° Innenansichten der Drogerie Müller & Co mit ihrem Inhaber des Tübinger Panorama-Fotografen Martin Möck.
- Mein Vater Hans, portraitiert im März 2006: "Begegnungen in 4/100 Sekunden"
- Das Gedicht zur Drogerie Müller & Co
- Objekt des Monats im Stadtmuseum[2]
- Die Drogerie als Grabungsort in Schwäbisches Tagblatt (09. September 2009)
- Kirchgasse 10 gibt bei Sanierung Geheimnisse preis, Tagblatt (19. Mai 2011)