Julius Euting

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Julius Euting (* 11. Juli 1839 in Stuttgart; † 2. Januar 1913 in Straßburg) war ein deutscher Orientalist, Philologe und Forschungsreisender sowie Direktor der Universitätsbibliothek Straßburg, damals ein Zentrum der Orientforschung.

Julius Euting am Ruhestein im Schwarzwald, 1912
Julius Euting in Beduinentracht, Gemälde von Antonie Boubong, 1886
Gedenkplakette und Tafel von 1897 am Juliusturm (Tour Julius) auf dem Climont, Vogesen

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Besuch des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums in Stuttgart und des Seminars in Blaubeuren studierte Julius Euting von 1857 bis 1861 Theologie und orientalische Sprachen am Evangelischen Stift in Tübingen. Im Jahr 1862 promovierte er mit einer Übersetzung und Erklärung einiger Suren des Koran zum Dr. phil.. Im Juli 1866 wurde er Bibliothekar am Tübinger Stift und 1868 an der Universitätsbibliothek Tübingen (mit Dienstwohnung im Haspelturm). Nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1871 übernahm er eine Stelle als Erster Bibliothekar an der Universitätsbibliothek in Straßburg. 1880 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Honorarprofessor für orientalische Sprachen an der Kaiser-Wilhelm-Universität Straßburg. 1900 wurde er zum Direktor der Universitäts- und Landesbibliothek Straßburg ernannt.

Euting unternahm mehrere Forschungsreisen in das gesamte Mittelmeergebiet, nach Syrien und 1883/84 in das damals noch wenig bekannte innere Arabien. Dabei legte er mehr als 2300 km mit Pferd oder Kamel zurück, darunter auch die Durchquerung der großen Nefud-Wüste. Sein wissenschaftliches Hauptanliegen war die Erforschung und Aufzeichnung altorientalischer, vor-islamischer Inschriften. Das Tagbuch einer Reise in Inner-Arabien (Band I 1896, Band II 1914) mit eigenen Illustrationen wurde damals viel gelesen und hat ihn aufgrund der spannend erzählten und zum Teil gefährlichen Reiseabenteuer über die Fachkreise hinaus weithin bekannt gemacht.

Er war von 1876 bis 1912 Präsident des Vogesenclubs und von 1900 bis 1908 Vorsitzender des Verbands Deutscher Gebirgs- und Wandervereine. Zudem war er ein großer Förderer des Schwarzwaldvereins und gab die ersten Wanderkarten und Wanderführer für den Schwarzwald heraus. Auf seinen Wunsch hin wurde er auf einem Berggrat am Seekopf im Nordschwarzwald beerdigt, etwa in der Mitte zwischen seiner Heimat Stuttgart/Tübingen und seiner beruflichen Wirkungsstätte Straßburg. Dort kann sein Grab noch heute besucht werden. Jährlich zu seinem Geburtstag am 11. Juli wird dort, einer testamentarischen Verfügung Eutings gemäß, jedem Besucher und Passanten kostenlos arabischer Mokka angeboten. Im Jahr 2004 wurde diese Tradition wieder aufgenommen. Meist gibt es auch Kuchen, kleine Musikbeiträge und amüsante Anekdoten aus Eutings Leben und Wirken.[1][2][3]

Seinem wissenschaftlichen Erbe widmet sich die 2002 gegründete Julius-Euting-Gesellschaft mit Sitz in Tübingen.

Ein Teil seines Nachlasses, darunter die handschriftlichen Original-Reisetagebücher und Gemälde, wird von der Universitätsbibliothek Tübingen verwahrt. Andere Teile befinden sich im Lindenmuseum Stuttgart, im Stadtarchiv Freudenstadt und in der Universitätsbibliothek Straßburg. 1999 veranstaltete die Universität Tübingen zu seinen Ehren ein internationales Orientalisten-Symposium und eine Ausstellung mit vielen seiner Gemälde, Zeichnungen und anderen Exponaten im Bonatzbau.


Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Punische Steine. St. Petersburg 1871
  • Erläuterungen einer zweiten Opferordnung aus Carthago. Straßburg 1874
  • Sechs phönikische Inschriften aus Idalion. Straßburg 1875
  • Katalog der Kaiserlichen Universitäts- und Landesbibliothek in Strassburg: Arabische Literatur. Straßburg 1877 (online).
  • Sammlung der Carthagischen Inschriften. Band 1, Straßburg 1883
  • Nabatäische Inschriften aus Arabien. Berlin 1885 (online).
  • Sinaïtische Inschriften. Berlin 1891 (online).
  • Beschreibung der Stadt Straßburg und des Münsters. Achte Auflage, Straßburg: Trübner, 1894 (Google Books)
  • Tagbuch einer Reise in Inner-Arabien. Erster Theil, Leiden: Brill, 1896 (online)
  • Tagbuch einer Reise in Inner-Arabien. Zweiter Theil, herausgegeben von Enno Littmann, Leiden 1914 (online)
    • Nachdruck in einem Band, Hildesheim: Olms, 2004, ISBN 3-487-12616-8.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Am Eutinggrab gab's duftenden Mokka, bo.de 13.7.2005
  2. Mokka gibt es am Euting-Grab schwarzwaelder-bote.de 6.7.2014
  3. Am Ruhestein wird wieder Mokka ausgeschenkt, kulturerbe-schwarzwaldhochstrasse.de, 10.7.2024

Weitere Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wandervorschlag zum Euting-Grab[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier eine Empfehlung für einen wunderschönen, leicht begehbaren Wanderweg im Nordschwarzwald, der an dem hoch gelegenen Grab von Julius Euting vorbeiführt (insgesamt gut 4 km Fußweg hin und zurück):
Ausgangspunkt ist die Passhöhe Ruhestein (910 m ü. NN) mit Nationalpark-Zentrum und Gaststätte an der Schwarzwaldhochstraße (B 500) von Freudenstadt in Richtung Hornisgrinde. Von hier kann man, statt über einen Serpentinenpfad, mit einem alten nostalgischen Ganzjahres-Sessellift bequem auf eine Hochfläche von über 1000 m gelangen, wo uns eine offene Weidelandschaft mit Sträuchern, Birken und alpinen Latschenkiefern erwartet. Von dort verläuft ein gut ausgebauter Schotterweg mit sehr geringer Steigung zum Grab von Euting auf 1038 m Höhe, das von der Euting-Gesellschaft gepflegt wird (mit Gedenktafeln). Dort bietet sich ein Blick tief zum Wildsee und weit über die östlichen Berge. Euting selbst war bei der Anlage von Wanderpfaden in dieser Gegend, die ihm besonders ans Herz gewachsen war, beteiligt. Weiter führt die vorgeschlagene Route durch ein Hochmoorgebiet zur idyllischen Darmstädter Hütte mit Bewirtung. Sie wurde 1924 vom damaligen Skiclub Darmstadt erbaut. Von der Lift-Bergstation bis hierher sind es nur gut 2 km. Man kann denselben Weg zurück nehmen oder über einen direkten Waldweg hinunter zum Ruhestein gehen (letzteres bildet insgesamt einen ca. 5.5 km langen Rundweg). Wer gut zu Fuß und trittsicher ist, sollte - ein Stück nördlich vom Grab aus - einen sehr lohnenden, 1.5 km langen und steilen Abstecher hinab zum ruhigen, meist glasklaren Wildsee machen, der etwa 100 m tiefer liegt. Der Karsee ist eingebettet in ein großes, siedlungsleeres Bannwaldgebiet, in dessen Natur schon seit 1911 nicht mehr eingegriffen wird. - Natürlich kann man den Weg auch anderweitig verlängern.

Die Seite NaTour am Seekopf (outdooractive.com) zeigt den gleichen Rundweg auf einer Karte, aber in umgekehrter Richtung und ohne die Liftstrecke. - Wildseeblick und Euting-Grab (schwarzwald-informationen.de) ist eine bebilderte Beschreibung dieses Gebiets.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]