Diskussion:Haus Luginsland

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Der Schriftsteller Hermann Lenz ( https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Lenz ) wurde aus der Luginsland ausgeschlossen weil er nicht in die Studenten-SA eintreten wollte, siehe dazu hier: https://www.literaturportal-bayern.de/autorenlexikon?task=lpbauthor.default&pnd=118571648 JT77 (Diskussion) 12:13, 13. Mai 2024 (CEST)


Danke für den Hinweis! Das passt auch zu dem auf der Seite verlinkten Tagblatt-Artikel vom 30.12.2016 zur Geschichte der Verbindung in den 30er Jahren. Er ist leider ohne kostenpflichtige Anmeldung nur im Anfang lesbar. Ich gebe ihn daher mal hier wieder.


Die Nationalsozialisten wollten das Haus nicht - Wielandshöhe: Der Verbindung Luginsland fehlte nach dem 30. Januar 1933 mehr und mehr der Nachwuchs


Je nachdem, auf welche Seite sich einer in der aktuellen Diskussion schlägt, wird kolportiert, das Luginsländer Haus wurde verkauft oder gekauft, „um es dem Zugriff durch die Nazis zu entziehen“. Solch ein Beweggrund mag heroisch sein, trifft aber nicht zu. Niemand hat das Haus vor „den Nazis“ geschützt, ein politischer Zwang zum Verkauf bestand nicht.


„Die Schwestern sind mit unserem Haus zufrieden. Auch wir sind mit den uns zugekommenen 34 700 RM zufrieden.“ So das Fazit der „Luginsländer Blätter“ im Mai 1938, nachdem der Württembergische Evangelische Schwesternverband, ein Vorläufer der Evangelischen Diakonieschwesternschaft Herrenberg-Korntal, das einstige Verbindungshaus zu einem Altenheim umgebaut und bezogen hatte.

Verkauft hatten die Luginsländer ihr 1902 gebautes Haus auf dem Österberg zum 1. Oktober 1937, über den Verkauf debattierten sie seit Anfang 1936. Denn den studentischen Verbindungen fehlte der Nachwuchs, die Nationalsozialisten trockneten die in ihren Augen „reaktionären“ Korporationen aus – per Gesetz und durch Vergünstigungen für Studierende, die sich in den von ihnen eingeführten „Kameradschaften“ und dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) engagierten.

Aber auch etwa die Einführung eines freiwilligen „Werkhalbjahres“ vor dem Studium sowie SA- oder SS-Dienst und auch eine beim Reifezeugnis ausgestellte Eignung fürs Studium reduzierte die Zahl der Studierenden; ebenso die Deckelung der Studierendenzahlen, der obligatorische Arbeitsdienst seit dem Wintersemester 1933/34 für alle Studenten der Deutschen Studentenschaft bis zum vierten Semester sowie die Ausweitung der Wehrpflicht auf zwei Jahre ab Herbst 1936. Schließlich wurde das Studium mit all seinen Neben-Verpflichtungen wenig attraktiv. Schon im Sommer 1933 standen viele Studentenzimmer leer. Wurden in Tübingen im Sommersemester 1932 noch 3917 Studierende gezählt, waren es 1937 nur noch 1818.


Die Luginsländer selbst übten sich in Selbstgleichschaltung. Im Mai 1933 nahm es die Verbindung mit Genugtuung auf, dass der „alte ASTA mit seinen kleinlichen Prestigestreitigkeiten und Geschäftsordnungskniffen (...) endgültig verschwunden“ ist. Ein gewisser Stolz schwang mit, dass in Tübingen „die Neuordnung besonders rasch und reibungslos“ vor sich gegangen ist, „nachdem unser Bundesbruder Gerhard Schumann zum Kommissar für die Württembergischen Studentenschaften ernannte wurde“. Schumann war kein kleines Licht, und je länger das „Dritte Reich“ währte, desto größer wurde es. Er hisste die Hakenkreuzflagge am 7. März 1933 auf der Neuen Aula, war Landesführer des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes, Leiter des SA-Hochschulamtes, Mitglied im Altenausschuss der Verbindung, NS-Kulturfunktionär, Träger des schwäbischen Dichter-und des nationalen Buchpreises.

„Fast alle Bundesbrüder“ beteiligten sich am Wehrsport, vom Haus wehte die Hakenkreuzfahne und Aktive sowie Alte stimmten das Horst-Wessel-Lied an. „Willig“ habe man sich dem Totalitätsanspruch des Nationalsozialismus unterworfen, so ein Senior in seiner Rede zum 60. Geburtstag der Verbindung, das „Beste“ wolle man geben, „ihm zum Sieg zu verhelfen“.

Doch das alles nutzte nichts. Die verbalen Angriffe gegen die Korporationen verstärkten sich, und Ende 1935 erklärte Reichsstudentenführer Albert Derichsweiler die Unvereinbarkeit einer Mitgliedschaft im Studentenbund und in einer Verbindung. Die Luginsländer reagierten: Wenn aus Luginsland eine „Kameradschaft“ des NSDStB werden sollte, dann wollte sie das Recht und die Entscheidung über Aufnahme und Ausschluss von Mitgliedern behalten. Außerdem sollten Name und der Paragraf 1 der Satzung („das Wesen Luginsland“) gerettet werden, so die Strategie.


Im Paragraf 1 schrieben sie ihre grundsätzliche Einstellung eines „sittlichen Lebens“ und einer „ernsten Lebensauffassung“ fest, außerdem die Pflicht, „die Anschauungsweise eines jeden zu achten“. Im Gegenzug boten die Alten an, „sich voll und ganz“ hinter die Überführung der Aktivitas, also der Studenten, in eine Kameradschaft des NSDStB zu stellen und sie wirtschaftlich zu stützen – wie zuvor auch die Verbindung.

Diese „Sonderregelungen“ seien jedoch nicht von der Münchener Reichsleitung des NSDStB gebilligt worden, heißt es in den Blättern im Dezember 1935. Ende Januar beschloss der Konvent die Auflösung der Verbindung nach 63 Jahren. Der „Verein Alter Tübinger Luginsländer“ (VATL) bestand jedoch weiter und besaß auch das Haus. Dort zog alsbald die „Kameradschaft Schlageter“ ein. Sie bestand aus 18 früheren Luginsländern, die in den Studentenbund eingetreten waren.

Doch die verringerten Studentenzahlen machten schwer zu schaffen. Nicht nur den Verbindungen, auch den privaten Vermietern. Tübingens Oberbürgermeister Adolf Scheef sah sich bemüßigt, in einer Anzeige in der Tübinger Chronik am 30. September 1937 darauf hinzuweisen, dass nur noch jene Zimmer an Studierende vermieten dürfen, die „zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes unbedingt darauf angewiesen sind“. Wiederum sei es einer „erheblichen Zahl sehr bedürftiger Wohnungsinhaber nicht gelungen“, ihre Zimmer zu vermieten. Ein Blick in den Kleinanzeigenteil der Tübinger Chronik des Jahrgangs 1937 zeigt wesentlich mehr Mietangebote als Mietgesuche, auch der Immobilienmarkt war alles andere als angespannt.


OB Scheef hatte nichts dagegen

So erschien „ein Verkauf des Hauses“ zum jetzigen Zeitpunkt „nicht rätlich“, so die Luginsländer in ihren Blättern im März 1936 – bei dem Überangebot an Studentenhäusern. Doch schon im Juni 1936 sollte das Haus nicht als „Naturschutzdenkmal“ stehen bleiben und vom Altenverein unterhalten werden. Zumal auch der Kassierer berichtete, er komme bald in Schwierigkeiten, wenn die Zahlungswilligkeit der Mitglieder nicht besser werde. Aufhorchen ließen auch die in letzter Zeit „epidemisch“ aufgetretenen Austrittserklärungen.

Im Dezember 1936 drängten „die Hausfragen“: „Wir müssen das Haus aufgeben“, schreiben die Luginsländer Blätter. Die zunehmende Zahlungsunlust oder -unfähigkeit der Alten könne nicht übersehen werden. Ob das Haus mit Studenten besetzt werden könne, sei fraglich. Die Steuerlast drücke, außerdem müssten Reparaturen vorgenommen werden. Zudem fehlten wegen der zweijährigen militärischen Dienstpflicht zwei Studentenjahrgänge: „Wie ein Fux aussieht, wird man bald fast nicht mehr wissen“, so der Chronist.

Schließlich votierte eine am 18. Juli einberufene außerordentliche Hauptversammlung für den Verkauf des Hauses. Die Vorverhandlungen seien sorgfältig geführt worden. „Freund Theodor Knapp“ hatte sogar persönlich mit dem Tübinger Studentenschaftsführer Werner Gekeler „Fühlung genommen, ohne auf Kauflust vonseiten des Studentenbundes zu stoßen“. Die Nazis wollten das Haus nicht haben. Als auch OB Scheef auf telefonische Anfrage des Philosophen Theodor Haerings erklärte, er habe gegen einen Verkauf nichts einzuwenden, nahm die Hauptversammlung das Angebot der Schwestern an – „nicht leichten Herzens“, aber einstimmig. Zuvor hatte Senior Bauerle im Namen etlicher jüngerer Alter per Brief gebeten, das Haus zu halten. Vergebens.

Ganz anders lag der Fall bei der Immobilie von der Museumsgesellschaft. Auf die hatte es – ebenfalls 1936/37 – insbesondere der Nationalsozialist und spätere Tübinger OB Ernst Weinmann abgesehen. Doch Schumann, OB Scheef und Haering agierten geschickt und bewahrten die Immobilie vor dem Zugriff Weinmanns.


„Nicht neidisch werden“

Beim Luginsländer Hausverkauf regte sich von den Dreien niemand. Der Wille, das Haus zu behalten, war nicht stark ausgeprägt. So zumindest legt es die Lektüre der Luginsländer Blätter nahe. Sie rechtfertigten im Dezember 1937 den Verkauf abermals, weil für 1936 „nur 260 Freunde“ ihren Beitrag gezahlt hätten, für 1937 noch weniger. Die wirtschaftliche Last der letzten zwei Jahre sei von der Hälfte der Mitglieder getragen worden.

Gegrummel hat es dennoch gegeben. So frug ein Mitglied bei der Abschiedsfeier im September 1937 dichterisch nach dem „zureichenden Grunde“. Und im März 1938 trat „Freund“ Ludwig Ziemssen dem Vorwurf entgegen, das Haus sei zu billig verkauft worden, andere Verbindungen hätten mehr Geld erhalten. Er kenne nur einen einzigen Fall, so Ziemssen, wo der Verkauf mehr eingebracht habe als bei Luginsland. Dabei habe es sich um ein Haus mit großem Garten gehandelt, der für Bauplätze in Frage kommen könne: „Darum nicht neidisch werden!“, mahnte Ziemssen. Vom Erlös zahlten die alten Herren geliehenes Geld an jene zurück, die es einst für den Hausbau gaben.


Nach dem Zweiten Weltkrieg plagte die Schwestern wohl doch ein schlechtes Gewissen. Die neugegründeten Luginsländer fanden bei ihnen jedenfalls „verständnisvolle Bereitschaft zu einer namhaften Nachzahlung“. Davon konnten sie den Bauplatz für 13 000 Mark in der Paul-Lechler-Straße kaufen, wie es in der Broschüre zur Einweihung des neuen Hauses 1956 heißt.

Manfred Hantke, Schwäbisches Tagblatt 30.12.2016


Man kann sicher auf der Tüpedia-Seite in stark gekürzter Form diese Thematik behandeln, auch mit Erwähnung des Ausschlusses von Hermann Lenz. Wie seht ihr das? --HubertQ (Diskussion) 17:07, 13. Mai 2024 (CEST)

hier noch der Link zur Quelle: https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Wielandshoehe-Der-Verbindung-Luginsland-fehlte-nach-dem-30-Januar-1933-mehr-und-mehr-der-Nachwuchs--315645.html JT77 (Diskussion) 22:36, 13. Mai 2024 (CEST)

Ich fände es gut, wenn dazu einiges in Tüpedia stünde, gern auch ein Auszug aus dem Artikel. Ich denke die Problematik ist eine typische für Tübingen und die Zeit - eine besondere Herausforderung für die Verbände und Verbindungen, und für die Menschen, darunter junge und ältere. --Abilus (Diskussion) 10:16, 14. Mai 2024 (CEST)